Geschichten

Die Fragen lieben, die Fragen leben

Klar haben wir Fragen. Unsere Welt ist voll davon. Was wissen wir schon wirklich? Die Gewissheit von gestern wandelt sich oft genug – mir nix dir nix- in die Unsicherheit von morgen …

Ganz individuell suche ich gerade in etwas angegriffenem Gesundheitszustand, nach dem richtigen, gesunden Abendessen für meinen Körper. Natürlich frage ich mich auch, was ist wertvoll genug, hier zu schreiben? … und wie geht das überhaupt?

Darunter ist Platz für noch viel anderes, das Kollektive: Wie erschaffen wir eine gesunde Zukunft für diese Welt und unsere Leute? Und noch etwas größer: Wie geht Mensch sein eigentlich? Wie geht Leben?

Wie gehen wir mit all den Fragen um?

Meinem Bauch wird bei so viel Ungelöstem nicht wirklich wohler, irgendetwas in mir knurrt nach Antworten.

Fragen sind etwas Gefährliches. Das lernen wir früh. Wenn du fragst, zeigst du, dass du nicht weißt. Die Frage hat die Kraft dich bloßzustellen, jedenfalls aber führt sie mitten hinein in unsicheres Land … und wer könnte das schon wollen?

Dafür haben wir uns als Gesellschaft schnelle Antworten als Qualitätsmerkmal verbrieft. Hast du keine in Schule, Beruf, … droht dir entsprechend eine schlechte Beurteilung. Oft erlebe ich, wie der neugierig fragende Lebensimpuls von Kindern mit Beschämung beantwortet wird, aus der puren Angst der Befragten, die eigene Autorität oder schlicht den tapfer konstruierten Boden unter den Füßen zu verlieren. Dabei gäbe es so viel daraus zu lernen.

Und auf der kollektiven Entscheidungsebene? Für unsere subtilen Gewohnheiten im Umgang mit Fragen haben wir, scheint es, gleich eine ganze Kunstform entwickelt. Die Kunst zu verbergen, was wir nicht wissen, mit doppelbödigen Absichten zu problematisieren – Rhetorik. Jedenfalls wird derlei Kunst im politischen Kontext kurzfristig unterhaltsam, langfristig ermüdend, selten lebensspendend, breit ausgestellt.

Dabei könnten Fragen Einladung sein

Fragen, die von Herzen gestellt werden und mit ehrlichem Interesse öffnen für Verbindungen, für das Neue, sie laden ein zu erforschen und zu leben. In gewisser Weise sind sie die Kraft des Lebens in seinem Fortschritt selbst.

„Man muss Geduld haben. Mit dem Ungelösten im Herzen, und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben, wie verschlossene Stuben, und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind.
Es handelt sich darum, alles zu leben. Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich, ohne es zu merken, eines fremden Tages in die Antworten hinein.“

schrieb Rainer Maria Rilke

Vielleicht mangelt es uns tatsächlich im Rad der Schnelllebigkeit, an Geduld. Ganz sicher macht es uns die Dualität, die Trennung von Frage und Antwort schwer und die Tendenz, die Aufgabe der Problemlösung ausschließlich unserem intellektuellen Organ zu überlassen.

Die Fragen lieben

Wenn wir in die Wildnis gehen, steht oft eine Frage am Beginn. Sie ist der Ruf hinaus, mitten hinein in unseren natürlichen Lebensraum und darüber hinaus.

Über die Schwelle der zivilisierten, das heißt auch der willentlich festgelegten Welt, gehen wir mit allem, was wir sind, mit unserem physischen, emotionalen und spirituellen Körper.

Wenn wir leidenschaftlich und ohne Vorbehalt fragen, lässt sich der größere Körper der Erde, das Wilde und Überbewusste einladen uns zu sehen.

Und so etwas wie eine Antwort kann sich aus der Tiefe, aus dem Chaos in unserem Leben entfaltet – etwas, das einfach gelebt werden will. Wenn wir auch zuvor im alten Spiel der Kräfte feststecken, kann so etwas wirklich Neues geboren werden. Diese Antwort hat mehr als Worte, auch wenn wir ihr Worte geben, um den Kreis zu schließen … eine gute Geschichte, ein Lied, ein Gedicht …

Meine Erfahrung ist Fragen wollen getanzt werden.

Sie wollen geliebt werden, was nichts anderes bedeutet als sie tief in unseren Körper, unser Herz und unseren Verstand zu lassen, sie mit allem, was wir haben zu leben und Freude an ihrer Lebendigkeit zu finden.

…vielleicht leben wir dann allmählich, ohne es zu merken, in die Antwort hinein.

… Ja, dank der Nachfrage 🙂

In meiner einfachen „Essensfrage“ hat mich mein Radar nach einem Tanz in der Küche und einem Spaziergang im Wald zu einer guten, den Körper nährenden Mahlzeit gebracht, …und auch etwas Kaffee und Kuchen … for the soul 😉

Und für unsere großen Fragen?

Ich bin neugierig auf eine Welt, in der wir gemeinsam aus vollem Herzen unsere Fragen lieben, tanzen … und leben!

Fotos © Alfred Kwasny

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