„Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach da zu sitzen und vor sich hinzuschauen.“
Astrid Lindgren

Ja, genau! Und zwar ohne schlechtes Gewissen angesichts dieser Untätigkeit. Um Innehalten soll es gehen in diesem Text. Um ihn zu schreiben, muss ich innehalten, aus dem geschäftigen Alltagsmodus heraustreten, um mir etwas ein-fallen zu lassen.

Die kalten, dunklen Tage halten Einzug und meine Tendenz nach Rückzug und mich zuhause einigeln verstärkt sich. DIE Zeit fürs Innehalten ! Hineinspüren, was innen drin los ist, mein Inneres halten. Mich erholen, sammeln, entspannen. Präsenz. Ausatmen, einatmen, weiter. Im Alltag schenke ich mir immer wieder ein paar dieser wertvollen Momente.

Der Winter – das große Innehalten, das uns die Natur vorzeigt. Doch es ist keine Erstarrung. Die Erde bereitet sich auf das neue Leben vor, die Knospen für den nächsten Frühling sind da und dort schon zu erkennen. Jedes Jahr fasziniert mich dieser Vorgang aufs Neue.

Wir Menschen – oft außer Acht lassend, dass wir selbst Natur sind – vergessen oder verdrängen meist die wahre Qualität dieser Zeit. Da ist der Vorweihnachtsrummel – das absolute Gegenteil von Stille und Rückzug. Kaufrausch. Lichterketten, sich in Punschwolken der Realität entziehen. Weil Dunkelheit und Stille so schwer zu ertragen sind?

Ich möchte sie spüren, diese lebendige Stille. Im All-ein(s)-Sein und in der Gemeinschaft. Zuweilen mag es genügen, sich verbunden zu wissen mit den Menschen, die uns am Herzen liegen, geradeso, wie Pflanzen unterirdisch verbunden sind. Doch dann und wann ist es Zeit für Zusammen-Sein, für tiefgehenden Austausch und Umarmungen, für Feiern und gemeinsames Innehalten.

Ich überwinde meinen Widerstand gegen die Kälte und wage mich aus dem Haus. Und dann sitzen wir einfach da, und schauen gemeinsam ins Feuer.

Oder wir hören schweigend schöne Musik, z.B. von Erdenherz „Steh bleib’n“ und „Stille“ …