von einer Welt im Miteinander, von Spielwiesen und unbegrenzten Begegnungsräumen, von handyfreien Zonen sowie spontanen Besuchen und lachenden Gesichtern, von sinnlichen Erfahrungen und haltgebenden Bäumen …
Es ist März, der Frühling wird langsam spür-, hör- und sichtbar und das Licht der Sonne kraftvoller und wärmer. Bunte Farbtupfen auf grünen Wiesen überraschen uns täglich aufs Neue und es blüht, sprießt und wächst überall um uns herum – wenn wir genau hinschauen und es bewusst wahrnehmen.
Ich komme gerade zurück von einer 4-wöchigen Reise durch Guatemala, dem Land des ewigen Frühlings und wundervollen Naturschauplätzen. Unbeschreiblich schön, mal wieder auf Reisen zu sein und einen anderen Kontinent mit allen Sinnen wahrnehmen zu können. Ein Teil von mir hat es genossen, unterwegs zu sein …
und gleichzeitig war ein anderer Teil von mir erschrocken über die neue Art des Reisens … mit dem Handy vor der Nase sitzen die Traveller im Bus und posten die neusten Fotos auf Instagram oder bei Facebook – anstatt aus dem Fenster zu schauen und die unglaublich schöne Natur wahrzunehmen oder mit der Nachbarin/dem Nachbarn zu plaudern und sich kennenzulernen.
Sie schauen im Handy nach den besten Restaurants und Cafés vor Ort statt mit den Bewohner*innen der jeweiligen Stadt ins Gespräch zu kommen und zu fragen, wo ein guter Platz zum Essen ist … sie sitzen am Tisch und schauen in ihr Handy, ohne wahrzunehmen, was sich auf ihrem Teller befindet bzw. wer da vielleicht mit ihnen an einem Tisch sitzt – ein neues Land, eine andere Kultur, eine fremde Sprache – so viel könnte voneinander entdeckt und erfahren werden, wenn ein kleines Gerät nicht derart im Mittelpunkt stehen würde. Im Großen wie auch im Kleinen.
Dies soll keine Moralpredigt gegen das Handy sein, nur die Fragen, die ich mir dabei stelle, lauten: „Wie kontakt- und beziehungsfähig sind wir dadurch noch? Wo gibt es echte Begegnungsräume und wie bewusst nehmen wir noch unsere Umwelt wahr?“
Vielleicht inspiriert Dich das Gedicht von Josef Beuys dazu, mal den Frühling bewusst oder unbewusst verrückt und mit allen Sinnen zu begrüßen und dabei in Kontakt mit Dir und anderen – ohne Handy – zu kommen: viel Vergnügen dabei und que te vayas bien!
Laß dich fallen,
Joseph Beuys, Lass dich fallen
lerne Schlangen beobachten,
pflanze unmögliche Gärten.
Lade jemanden Gefährlichen zum Tee ein,
mache kleine Zeichen, die „Ja“ sagen und
verteile sie überall in deinem Haus.
Werde ein Freund von Freiheit und Unsicherheit.
Freue dich auf Träume.
Weine bei Kinofilmen,
schaukle so hoch du kannst mit deiner Schaukel bei Mondlicht.
Pflege verschiedene Stimmungen,
verweigere „verantwortlich zu sein“,
tue es aus Liebe.
Glaube an Zauberei,
lache eine Menge,
bade im Mondlicht.
Träume wilde phantasievolle Träume,
zeichne auf die Wände.
Lies jeden Tag.
Stell dir vor, du wärst verzaubert,
kichere mit Kindern,
höre alten Leuten zu.
Spiele mit allem,
unterhalte das Kind in dir,
du bist unschuldig,
baue eine Burg aus Decken,
werde naß,
umarme Bäume,
schreibe Liebesbriefe.
Fotos: © Silke Freya Häusler