Es ist so weit. Das Bedürfnis, einen Schwellengang zu unternehmen – endlich spüre ich es wieder!
Ich trete auf der Stelle mit einem Thema, das Gedankenkarussell bringt mich nicht weiter. Wohin es gehen soll, zeigt sich bald: Es zieht mich an den großen See. Die Magie beginnt schon im Moment der Entscheidung. Dort angekommen offenbart sich der Platz für die Schwelle so klar, passend zu meinem Thema. Ein Glücksgefühl macht sich in mir breit, weil sich eins ins andere fügt, während der gesamten Medizinwanderung. Dankbar und reich beschenkt kehre ich zurück über eine andere Schwelle: mit einem freudigen Ruf von einem Stein springend, „Yessssss! I love it!“.
Überschreite ich also mit einer klaren Absicht die Schwelle in eine andere Wirklichkeit, in einen anderen Seinszustand, so werde ich beschenkt mit Erkenntnissen und der Freude, für eine gewisse Zeit anders zu fühlen, wahrzunehmen, zu denken.
Die Schwelle im klassischen Sinn, wie wir sie in unserer Wilderness Arbeit verstehen, inspiriert mich, Schwellen auch im Alltag auszuprobieren. Hier sind die Übergänge normalerweise fließend. Und doch spiele ich manchmal das Spiel – mit genau dieser Ernsthaftigkeit der Kinder.
„Sagen wir du bist …“ spielen. Also hinein in die Klasse mit einem bewussten Schritt! Oder aber das Überschreiten der Schwelle in mein Zuhause, das mir gerade in der von Corona geprägten Zeit ein besonders heiliger Raum ist. Genauso der Schritt hinein in die digitale Welt und wieder heraus, ins Verfügbar-Sein und in den Rückzug. Es ist dieser Moment, welcher der Intention folgt: Innehalten, einen tiefen Atemzug nehmen und drüber über die Schwelle!
In alten Häusern werden wir mittels Türschwelle sogar physisch daran erinnert. Und wenn wir nicht aufpassen, stolpern wir schon mal wo hinein, wohin wir vielleicht gar nicht wollen! Die Schwelle als Türöffner für kreative Prozesse.
Wie gerade jetzt, beim Schreiben dieses Textes. Heraus aus dem Alltags-Denk-Raum trete ich hinein in den Raum des Ostens: Kerze, Räucherung, Tee. Ich bin bereit für Inspiration.
„Und aus der Übung heraustreten“ – wie wohl klingt mir dieser Satz eines Qi Gong Lehrers und wie sehr ist er gesickert und wirkt, lange Zeit nachdem ich ihn zum ersten Mal gehört habe!
Foto © Karina Maringer