Ostwärts auf der Spur des Coyoten
Wo treffen wir die alten Coyoten?
An der Wegkreuzung, am dämmrigen Rand der Siedlung, am scheinbar unüberwindbaren Hindernis, auf jeden Fall unterwegs.
Sie sind die heiligen Grenzgänger, weil ihnen nichts heilig ist … getrieben von ihrem unmäßigen Gelüsten, schlüpfen sie durchs Schlüsselloch, durchbrechen die beste Verteidigung, stellen Fallen, lügen, stehlen, sind schamlos (un)ehrlich ..kurz ein riesengroßes Ärgernis für die so gutgemeinte Ordnung der Dinge.
Die mythologischen Tricksterfiguren sind Erzeuger fürchterliche Missgeschicke und großartiger Entdeckungen! Indem sie Kultur, Regeln und Rituale auf den Kopf stellen und ihre Gestalt nach belieben wandeln werden sie Agenten unsagbarer Kreativität, Zerstörer und Erneuerer und damit paradoxerweise unverzichtbare Helden der Kultur.
Mit dem Trickster können wir uns nicht verabreden oder ihn auf unserer Seite ziehen. Eine Begegnung bleibt immer „Myterydating“ mit ungewissem Ausgang … und wenn wir versuchen ihn auszuladen aus unserem Leben, wird er sich erst recht heran schleichen und unsere Filzpantoffel klauen … dann kommt er in Form von plötzlichen Überraschungen Ereignissen Umstürzen Verwerfungen …
Wenn du Gott zum lachen bringen willst, erzähl von deinen Plänen.
Wenn wir individuell und kollektiv feststecken, wenn sich Kraft und Gegenkraft, Trauma und Heilung, die Reaktionären und die Aktivisten gegenseitig festhalten, bedingen und kein Traum, keine wirklich neuer Lebensfunke der Erstarrung entkommen kann, dann ist es Zeit dem Heyoka, dem heiligen Narren die Tür zu öffnen, die eigene Ostqualität, den heiligen Funken, das göttliche Gelächter zum heiligen Spiel einzuladen.
… und wenn wir uns dem archetypischen Trickster ganz in den Rachen werfen vielleicht als heilige/r Clown hinten wieder heil hervorzukommen.
Für uns ist ein Clown etwas Göttliches, Lustiges, Mächtiges, Lächerliches, Heiliges, Schamvolles, Visionäres. Er ist all das und noch einiges mehr. Wenn er Unsinn macht, führt ein Clown in Wirklichkeit eine spirituelle Zeremonie durch.
John (Fire) Lame Deer
An diesem langen Pfingstwochenende werden wir uns auf die Spur des Coyoten und Heyoka begeben, das ist nicht immer so lustig wie es vielleicht aussieht, aber auch möglicherweise gut für den größten Lachanfall deines Lebens.
Also feuern wir erstmal unsere gute, reife, integere Erwachsenenrolle, gehen verkehrt rum, lügen uns zur Wahrheit durch, reden in Zungen, bauen Luftschlösser aus Energie, Triggern, Trauern, stehlen den Göttern das Feuer, empfangen den heiligen Geist … und zwar Todernst, weil, ehrlich, this is serous business!
Wir werden Schöpfungsmythen und ihre kreative Medizin über der Schwelle in der Wildnis bereisen und die Tricksterqualität auch ins ganze MedizinRad stellen, weil …
If we can ever face all directions of ourselves at once we can only lough about the beauty of our own ridiculousness.
Richard Pochinko
Natürlich ist es das alles “potentially triggering” und mit ungewissem Ausgang … Also komm bitte nicht zu diesem Wochenende, wenn du tapfer in einer soliden Welt sterben willst 😉
Der Trickster ist der heilige Agent des Chaos, des Nichtwissens und des Wandels!
Ganz am Anfang der Zeit,
Nalung Laqu
als sowohl Menschen als auch Tiere auf Erden lebten, konnte ein Mensch ein Tier werden, wenn er wollte, und ein Tier konnte Mensch werden.
Manchmal waren sie Menschen und manchmal Tiere, und es gab keinen Unterschied zwischen ihnen.
Alle sprachen dieselbe Sprache
und Worte waren wie Magie.
Ein zufälliges Wort konnte seltsame Folgen haben.
Es konnte plötzlich lebendig werden, und was die Menschen wünschten, konnte geschehen – man musste es nur sagen.
Niemand kann das erklären: So war es einfach.
Fotos: © Alfred Kwasny