Geschichten

Auf der Spur der Freude

Wir reden soviel mehr über Schwieriges als über Freudiges. Das eigentliche Thema darunter ist: Wie können wir glücklich sein?
Wie können wir echte solide Freude finden, welche bleibt und unerschütterlich ist, ohne zu verdrängen, dass das Leben auch leidvoll ist? Hier werfe ich Fragen auf, erzähle von meinem Forschen. Es gibt Ansätze von Antworten. Vielleicht hast du Lust dich auf diese Forschungsreise selbst einzulassen.

Knowing life is short, enjoy it.

Pema Chödrön

Auf der Spur meiner Freude stelle ich klar und einfach fest: Da wo Natur, Bewegung und Menschen sich begegnen, da bin ich voll gerne dabei und die Freude auch! Den Freude-Jackpot knack ich, wenn diese Menschen Kinder sind.
In diesem Rahmen – Natur, Bewegungsfreiheit und Gemeinschaft – erlebe ich Kinder, die ihrer Freude einfach Ausdruck geben. Ich liebe es in ihrer Gesellschaft zu sein und mich von ihrer spielerischen, lebendigen, kreativen Freude inspirieren zu lassen. In welcher Umgebung erlebst du Freude?

Gierig nach Freude
Ich frag mich: Wo ist die Freude in meinem Leben? Da erkenne ich, dass Freude an sich nicht das Problem ist. Das Anhaften und das Festhalten der Freudezustände ist das, was es schwierig macht. Mein Mehr und Mehr haben wollen. Der Genuss, der niemals enden soll ist, ist für mich ein qualvolles und gefährliches Unternehmen. Das hat nichts mit Freude zu tun. Ich habe eine Idee: Ich möchte Freude wahrnehmen und genießen UND wieder gehen lassen. Ganz vertrauensvoll.

Könnte ich so mehr Freude in mein Leben holen? Oje, … da ist wieder dieses „mehr“…

Selbstliebe als Quelle der Freude
Weiterforschend entdecke ich eine andere Quelle meiner Freude. Gerne erinnere mich an konkrete Situationen in meinem Leben, wo diese Art von Freude direkt aus meinem Inneren herausfloss. Die äußeren Umstände, dieser bestimmten Lebenpunkte sind tatsächlich unterschiedlich. Nur in meiner inneren Welt spielt sich immer gleiches ab: Ich erlebe mich vollkommen und in respektvollem wertschätzenden Kontakt mit mir selbst. Ich bin glücklich mit mir selbst. Ich bin in Liebe mit mir.

Selbstliebe und tiefer unverrückbarer Respekt vor mir selbst als Quelle meiner Freude! „Oh, wie schön!“, denke ich mir. „Das hab´ ich in der Hand!“ und gleich erinnere mich wieder, wie oft ich Selbstliebe und -respekt nicht lebe … Meine innere Kritikerin, meine Zweiflerin, die mich mit ihrem „Bla bla bla“ in den Keller treibt, und wenn ich nicht aufpasse, mich dorthin einsperrt, kenn ich so gut, dass ich ihr einen Namen gegeben habe. „Drecksweiberl“ heißt sie liebevoll herausfordernd, um schon beim Namen zu üben, dass ich sie respektiere UND wertschätze.

„Das kannst du nicht. Du bist nicht genug“, sagt sie. Ich sitze da und schau ihr ins Gesicht und seh` ihre Angst. Mein Drecksweiberl hat echt Angst davor, dass ich mich blamiere! Das ich einen Fehler mach. Mit dieser Erkenntnis empfinde ich Empathie für sie. Ich atme tief und langsam und nehme sie an der Hand, in den Arm. Tränen füllen meine Augen. Da ist Verständnis für mein Drecksweiberl. Ruhe und Gelassenheit breiten sich aus. Ein Annehmen: „Es ist gut so wie es ist.“ Da ist Liebe.

Und dann folgt stille, ruhige, innere Freude. Sie kommt langsam, zuerst in kleinen Tropfen und irgendwann hat sie mich ganz überflutet. Das Geschenk, das ich empfange, im Annehmen von allem, ist Freude. Sich nach außen verströmende Freude. Sie ist einfach in mir und in jeder Zelle und macht sich so richtig breit. Mmmmh!

Mitfreude
Mitfreude ist der Gegenpol von Neid. Diese Neid-Frequenz fühlt sich an wie Gift. Gift das ich verteile, das ich selbst in mir trage und mich langsam zerfrisst. Neid hat eventuell auch eine positive Seite: ich kann erkennen, was ich gerne möchte, wohin ich mich entwicklen möchte. Neid könnte sozusagen ein Motivator für Entwicklung sein. …wenn da nicht dieses Gift wäre. Da drücke ich gerne den Schalter und switche von Neid zu Mitfreude. Mein Brustkorb öffnet sich schon bei dem Gedanken daran, mein ganzer Körper richtet sich auf, meine Mundwinkel fliegen nach oben, und meine Augen suchen andere Augen, um das Strahlen zu teilen. Oh, und das fühlt sich so gut an! Mitfreude ist das Trittbrett der Freude! Wenn ich Mitfreude lebe, dann lade ich quasi die Freude mit ein. Mit Freude eben!

Das Jetzt und die Freude
Wenn ich etwas Schönes erlebe oder ein Problem gelöst habe, empfinde ich Freude. Dieser Zustand drückt unterschiedlich aus: durch Bewegung, Stimme, Entzücken, Staunen, Licht, stilles Strahlen.

Alle Momente dieser Freude haben eines gemeinsam: Ich bin präsent. Ich bin im Hier und Jetzt. Voll verbunden und in der Hingabe an das was da jetzt grade passiert. Wie z.B. das Herumturnen der Kinder am liegenden Baumstamm. Der magische Ausblick vom Gipfel in die weite Welt. Das Gefühl des Ankommens in mir selbst.

In dieser kurzen Zeit meines Lebens in der ich regelmäßige Meditation lebe, habe ich bereits erfahren, dass sie ein Schlüssel zum gegenwärtigen Moment ist. Kontemplation lässt mich das Jetzt erleben, immer wieder. In diesem Sommer sind Meditation und Freude für mich ein Traumpaar geworden. Ich hatte mir eine leichte freudige Urlaubszeit gewünscht, und die inneren Bilder dazu waren bekannte: Freunde treffen, auf Berge gehen, am Lagerfeuer sitzen, sich austauschen, draußen schlafen. Ich holte etwas ganz neues in mein Leben und entschied mich für eine Meditationswoche mit Schweigen. Es war das Beste, das ich mir schenken konnte: In dem Geschenk war auch Freude drin. Jippieh! Das Meditieren kann ein freudiger Weg sein.

Große Lehrer:innen
Tiere lehren mich durch ihr Sein Freude zu leben. Es ist ein Sein ohne etwas in Frage zu stellen. Der gegenwärtige Moment kann einfach nicht besser werden. Du weißt wovon ich rede, wenn du Tierbegegnungen mit Respekt und Wertschätzung tatsächlich zulässt. Und wenn nicht, ein Versuch ist es wert!

Die Freude ist ein Moment, unverpflichtet, von vornherein zeitlos; nicht zu halten, aber auch nicht eigentlich wieder zu verlieren.

Rainer Maria Rilke

Foto © Pixabay, Sarah Mitternacht

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